
Tugendethik
Ältester der drei Haupttypen normativer Ethik, in dem anders als bei der deontologischen Ethik bzw. Pflichtethik und anders als im Konsequentialismus nicht die moralische Richtigkeit einer Handlung im Vordergrund steht, sondern gute Charaktereigenschaften (Tugenden) und schlechte (Laster) sowie ein gutes Leben im Ganzen. Nur die Aneignung von Tugenden, so die These, ermöglicht ein insgesamt gutes menschliches Leben. Tugenden sind erworbene, stabile Haltungen bzw. Dispositionen, die uns – wie z.B. Tapferkeit und Mäßigkeit – auf die moralisch richtige Weise mit unseren Begierden und Affekten umgehen und so gut handeln lassen (ethische bzw. moralische Tugenden) oder die uns – wie z.B. Klugheit und Weisheit – das Wahre erkennen und so gut denken lassen (dianoetische bzw. intellektuelle Tugenden). Wichtige Vertreter*innen sind Platon, Aristoteles und die Stoiker in der Antike, Thomas von Aquin im Mittelalter und in der Gegenwart Alasdair MacIntyre, Rosalind Hursthouse und Martha Nussbaum.